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Fast 2 Jahre Elektromobilität und die vielen Fragen meiner Mitmenschen :

Nachdem ich nun fast 2 Jahre mein Elektroauto fahre, habe ich mich entschlossen einmal etwas über die vielen interessierten Fragen meiner Mitmenschen zu schreiben. Jetzt raten Sie mal was immer die erste Frage ist? Richtig, wie weit kommt man damit. Diese Frage ist ganz schlecht zu beantworten und deswegen schon fast lästig. Sage ich gemäß Herstellerangaben 210 Km, findet sich berechtigterweise sofort einer der sagt Laborwerte passen nie, kenn ich bei meinem Verbrenner auch. Stimmt. Also dann 130 Km im Winter, wegen der Heizung, und 170 im Sommer, dann geht’s richtig los! Manche sagen dann sofort, das ist aber nicht viel. Und anderen würde ich auf Grund ihrer eigenen mir bekannten Fahrweise zutrauen, dass sie es problemlos schaffen den ZOE auf 80 Km Distanz leer zu orgeln. Also wie weit kommt man damit? Eigentlich immer ohne Umstände weiter als man gerade muss, da ja bekannt ist das das deutsche Durchschnittsauto am Tag nur zwischen 30 und 40 Kilometer bewegt wird. Das deckt jedoch individuell unterschiedlich nicht bei jedem einen hohen Prozentsatz der gesamten persönlichen Mobilität ab. Für schätzungsweise 70 Prozent der fahrenden Bevölkerung würde es aber schon passen. Und was ist mit dem Rest? Da muss man unumwunden zugeben, dass es Lebenssituationen gibt, in denen ein Elektroauto heutzutage noch keine brauchbare Alternative ist. Somit sind wir an dem Punkt wo die einen sagen, dann ist das noch nichts für mich, und die anderen sagen, dass sie wegen der Umwelt das Fahrzeug dann bereits kaufen und fahren würden und für den Fall einer schnell zu überwindenden langen Distanz unter Zeitdruck eben einen Verbrenner mieten würden. Einen solchen für den besagten Fall weiterhin zu besitzen und herumstehen zu haben lohnt dann allerdings meist aus Kostengründen schon nicht mehr. So ist es auch bei mir, und darum besitze ich nur das Elektroauto. Dann gibt es auch Mitmenschen die sagen, dass sie sich ein E-Auto als Zweitwagen vorstellen könnten. Denen sei gesagt, dass der Fahralltag zwangsläufig dazu führen wird, dass sich ihr Verbrenner totstehen wird und somit nur noch kostet. Da wir ja fast alle nur statistischer Durchschnitt sind und eben nur selten Strecken fahren, die wir ohne zwischen zu laden nicht abspulen können. Und wenn wir vom Kopf her auch dazu bereit sind? Wie sieht das dann heute aus? Dazu folgendes von mir, ja ich war mit meinem ZOE auch schon an Orten die fast 400 Km von zu Hause weg sind. Und ja das geht tatsächlich, auch heute schon. Jedoch muss man die Route sorgfältig planen und am besten noch telefonisch an jedem Ladepunkt kurz vor Fahrtantritt nachfragen, ob es Unwägbarkeiten gibt, die über das Internet nicht zu recherchieren wären. Und ja, das ist nicht so schön wie einfach losfahren und irgendwo gibt es dann schon eine Tankstelle. Da muss sich noch viel tun, dass es aber auch so gehen kann zeigen uns die Holländer, da kannst Du wirklich los düsen und einfach überall Strom tanken. Da muss Deutschland erst noch hin. Und es ist dann trotzdem noch so, dass man wegen der Ladevorgänge natürlich über die Distanz betrachtet einen schlechten Durchschnitt hinlegt, so dass man also Zeit haben muss für lange Strecken. Da ist derjenige der richtige Typ, der sagen kann im Urlaub ist auch der Weg schon Urlaub. Wer das nicht kann, der mietet eben einen Verbrenner. Das ist für die Umwelt immer noch besser als ganzjährig einen Verbrenner zu fahren.

So, und dann kommt die zweite Frage, wie lange dauert das Laden ? Genauso schwer zu beantworten. Das hängt davon ab mit welcher Stomstärke man lädt. Im Fall des ZOE reicht das von 3,7 Kw (7 Stunden) über 11 KW (2 Stunden) und 22 KW (1 Stunde) bis zu 43 KW (30 Minuten). Aber auch das passt nicht genau, denn wer fährt den Akku schon komplett leer? Also geht es im Bedarfsfall schon mal je nach Reststand erheblich schneller. Und dann stimmt es immer noch nicht genau. Denn wer sagt denn dass ich voll-laden will oder muss? Also bleibt eigentlich nur die wenig hilfreiche Aussage, dass das Laden so lange dauert, wie Situationsabhängig nötig. Zugegeben wenig hilfreich für eine Kaufentscheidung, aber unterschwellig trotzdem beruhigend, dass es gar nicht so lang dauert wie die reinen Zahlen suggerieren.

Und nun sind wir bei Frage oder Aussage Nummer drei, ja aber die Autos sind ja so teuer. Klar es gibt die alleinerziehende Mutter mit Kind die nur vom Kindesunterhalt leben muss, da ist schlicht alles zu teuer. Das gilt aber auch für den Verbrenner. Viele meiner Mitmenschen kaufen sich jedoch Gebrauchtwagen für 15000 Euro, die neu mal 30000 gekostet haben, da sind 24000 Euro neu oder 12500 Euro gebraucht für einen elektrischen ZOE dann durchaus nicht über die Maßen viel. Und da ist dann die thematisch als vierte Frage hier her passend „rechnet sich ein E-Auto“, auch gleich mit zu beantworten. Warum sollte es das? Es rechnet sich genauso wenig wie jedes Auto. Autos kosten stets Geld, das man auch für Anderes verwenden könnte. Warum das keiner beim Verbrenner fragt erschliesst sich mir nicht. Ich vermute mal 100 Jahre Ottomotor haben manch wirtschaftlichen Wahnsinn in unseren Köpfen total normal werden lassen.

Und nun wird es dann ganz heikel. Dann kommen die Menschen ins Spiel die sagen, ist ja toll dass Dein Auto kein CO2 ausstößt, aber was ist mit dem Braunkohlekraftwerk das für Dich den Strom herstellt? Ja, ein Braunkohlekraftwerk ist umwelttechnisch der schlimmste Fall, aber es handelt sich hierbei um CO2-Ausstoß vor der Zapfsäule. Und wie sieht der bei Benzin und Diesel aus? Auch deren Herstellung ist die totale Umweltsauerei inklusive entsprechendem CO2.Ausstoß. Der Sprit wächst ja nicht auf der Wiese hinter der Tankstelle. Insgesamt kann ein E-Auto also auf Grund des Stommixes unterschiedlich umweltfreundlich sein, da es aber nur vor der Zapfsäule, der Verbrenner jedoch vor und hinter der Zapfsäule CO2 ausstößt, ist das E-Auto wohl die bessere Alternative. Und da unser gesamtes Leben in Form von Medizin, Kunststoff-Alltagsgegenständen etc. letztendlich weiterhin am Öl hangt, sollten wir mit dem Wissen wofür wir das Öl unumgänglich benötigen wenigstens aufhören damit, es für Fortbewegung schlicht zu verbrennen.

Natürlich gibt es dann auch noch die Anmerkung, ob E-Autos nicht gefährlich sind, weil die ja so leise sind. Die Menschheit, die sich selbst mit technischem Fortschritt, der sehr viel Lärm produziert, zugedröhnt hat und auch inzwischen weiss dass das krank macht, hat also nun ein Problem damit, dass es heute zwischen all den lauten ein paar leise Fahrzeuge gibt. Ja, was soll man darauf sagen. Straßenverkehr ist rein physisch (im Fall eines Unfalles) eigentlich immer gleich schlimm, egal ob man mit einem lauten oder leisen Fahrzeug in Berührung gerät. Ich glaube trotzdem, dass eine leisere Zukunft erstrebenswert ist. Für uns alle.

Und zu guter Letzt sind dann da noch diejenigen die immer, und das schon seit Jahrzehnten sagen, die E-Mobilität ist noch nicht so weit. Diesem Ansatz kann man nur nüchtern entgegentreten. Wir haben es heute mit einer automobilen Reife bei Verbrennern zu tun, die auf einem High-end-Stand angekommen ist. Will heißen, die Dinger sind über 200 Km/h schnell, verbrauchen nur 5 Liter Diesel, und haben eine Reichweite von oft mehr als 1000 Kilometern. Und dann kommt da eine Technologie daher wo bei Tempo 140 Feierabend ist, und wenn man die tatsächlich führe, dann wär nach 100 Kilometern der totale Stillstand angesagt, es sei denn man stellt sich eine Stunde hin und wartet das der Akku wieder voll ist, und behauptet, dass das die Zukunft sei. Dazu möchte ich folgendes anmerken. Bevor wir den direkten Vergleich der Technologien zulassen, sollten wir das uns bekannte High-End-Produkt auf seine Vernunft hin hinterfragen. Wir haben in Deutschland eine Autobahnrichtgeschwindigkeit von 130 Km/h. Klar das heisst nichts, aber bei jedem Unfall, ob selbst verursacht oder nicht oberhalb dieser Geschwindigkeit, bekommen wir von jeder Versicherung einen erheblich Anteil an Mitschuld berechnet. Es wäre also anzumerken, dass ein Fahrzeug wirklich nicht schneller als 150 Km/h fahren können muss. Und dann sind da die 1000 Kilometer Reichweite. Was haben wir davon? Nicht viel. Für die statistisch seltene Langstrecke unter Zeitdruck, ok. Aber mehr auch nicht. Eine solche Strecke sollte man sowieso nicht am Stück absitzen ohne zwischendurch anzuhalten und Pause zu machen. Vermutlich wären 500-600 Kilometer ausreichend und vernünftig. Also sollten wir KFZ die 150 Km/h schnell sind und 600 Kilometer weit fahren können ohne zu tanken mit der neuen Antriebstechnik vergleichen. Auch dann stellen wir fest, dass da noch erheblich was fehlt. Das ist absolut richtig. Aber das was da fehlt wird niemand entwickeln, wenn wir nicht das heute bereits existierende Angebot wahrnehmen und diese Elektrofahrzeuge kaufen.

Mit meinen Erfahrungen, kann ich nur jedem raten gehen Sie mal hin und fahren mal elektrisch. Dann können Sie mal die andere Seite der neuen Technologie erleben. Es ist ein unglaublicher Komfortgewinn, wenn sie sich in einem leisen Innenraum befinden. Sie werden erst danach wirklich bemerken wie sagenhaft laut (auch innen) ihr heutiges als leise eingeschätztes Auto von Ihnen tatsächlich ist. Und über das Anfahren (Beschleunigung) werden ihnen ganz neue Dimensionen erschlossen, man nennt es auch das E-Auto-Grinsen, dass alle haben, nach einer Probefahrt mit einem solchen Auto. Und das alles bekommen sie ohne CO2-Ausstoß und Lärm. Wenn das nichts ist, dann weiss ich es nicht.

Stefan.Redlin                                                                                                                 Fortsetzung

 

 

 

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